Dienstag, 7. Oktober 2014

Liebe ist…,

.... loslassen und vertrauen


Kennen Sie noch die „Liebe ist…“-Cartoons, mit den Sprüchen und Aufmunterungen? Genau an dieses Pärchen muss ich denken, als mir eine Szene mit meinem Sohn von heute Morgen durch den Kopf geht. Er ist ein pfiffiger Junge von bald elf Jahren, der seit dem Sommer in die fünfte Klasse geht. Für ihn hat sich so manches verändert: neue Lehrer, neue Fächer, mehr Zeit in der Schule und auch eine neue Busstrecke. Letzteres hat es für ihn in sich. Denn als ich ihm heute sagte, er möge wegen des schlechten Wetters mit dem Bus, statt wie bisher mit dem Fahrrad fahren, kamen plötzlich Tränen. Auf meine Frage was los sei, kam erstmal nicht viel, bis auf die Aussage, dass er nicht mit dem Bus fahren mag. Schließlich schiebt er hinterher, er habe Angst vor den größeren Kindern, denn die hätten ihn mal zu Beginn seiner Grundschulzeit als „den Kleinen“ bezeichnet.

Power-Ente mit Hero-Umhang

Da habe ich erstmal geschluckt, denn ich kann mich gut daran erinnern, wie es ist, ein mulmiges Gefühl zu haben. Mein erster Impuls: Dann fahre ich ihn eben mit dem Auto. Doch um welche wichtige Erfahrung bringe ich ihn dann, ging es mir als nächstes durch den Kopf. Eltern sein bedeutet für mich, für mein Kind da zu sein, ihm Schutz und Hilfe geben. Also habe ich ihn gefragt, was er braucht, damit er sich sicher fühlt, wenn er mit dem Bus fährt. Er kennt die Haltestelle, die Nummer der Buslinie hat er sich notiert, er weiß wo er hin möchte, er kann für alle Fälle auch noch den Busfahrer fragen und zwei Gute-Laune-Bonbons können zusätzlich die Gedanken aufmuntern. Einzig die Sache mit den älteren Kindern stand noch aus. Hierzu habe ich ihm gesagt, dass er inzwischen auch älter und größer geworden ist, dass die „Großen“ ihm auch helfen können, wenn er sie freundlich darum bittet, und dass er nur herausfinden kann, ob diejenigen, die ihn seinerzeit als „den Kleinen“ bezeichnet haben, überhaupt noch mit dem Bus fahren, wenn er mitfährt. 

Und für alle Fälle, denn sicher ist sicher, habe ich ihm eine kleine unsichtbare gelbe Supermen-Power-Ente mit Zauberkräften mitgegeben, die ihm hilft, falls es nötig wird. Immerhin hat ihm mein Erzählen von der kleinen Power-Ente mit dem roten Hero-Umhang ein Schmunzeln entlocken können. Selbst wenn er denkt: „Jetzt spinnt meine Mama total“, so hat er nun immerhin ein besseres Gefühl als vorher.

Mut macht mutiger

Als Mutter helfe ich meinem Kind super gerne. Es gibt mir ein gutes Gefühl. Doch wie viele Eltern stelle ich mir die Frage, helfe ich, indem ich meinem Kind eine Aufgabe abnehme oder helfe ich, indem ich es darin unterstütze selbst bestimmte Erfahrungen zu machen und neue Fähigkeiten zu entwickeln. Aufgaben, die mein Kind aufgrund seines Alters lösen kann, die lasse ich es machen. Bei schwierigeren Aufgaben helfe und unterstütze ich. Auch für mich ist das ein ausprobieren. Wann helfe ich und wann nicht? Inzwischen frage ich ihn häufig, ob er meine Hilfe möchte oder er die Sache auf seine Weise lösen will.
Ich liebe mein Kind, mein Wunschkind und ich habe ganz viel Vertrauen, dass mein Sohn das Busfahren gut meistert, denn er ist klug und er kennt sich im Stadtgebiet gut aus. Die Erfahrung, diese Situation zu meistern, wird ihn stärken und auf die nächste Aufgabe vorbereiten, die das Leben für ihn bereithält. Und ich bin dankbar dafür, dass ich den Mut und das Vertrauen habe mein Kind loszulassen. So lernen wir beide von- und miteinander.


Leitgedanke der Woche


Um Wachsen zu können benötigen wir Platz, Raum. Eine kluge Frau sagte einmal zu mir, dass all jene Menschen, die nicht freiwillig bei uns sind und bleiben, wir nicht festhalten können. In welchen Situationen haben Sie Ihren Partner, ihre Partnerin, Ihr Kind oder einen Ihnen wichtige Menschen liebevoll losgelassen, um ihm/ihr wichtige Erfahrungen zu ermöglichen und welche(n) Gewinn(e) haben Sie selbst dadurch erhalten?

Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit.

Mittwoch, 1. Oktober 2014

Veränderung tut gut, oder...

Schlimmer geht‘s (n)iemmer

Es gibt Menschen, die mögen Veränderungen nicht. Lieber belassen sie alles so wie es ist, aus Sorge darüber, nicht zu wissen was auf sie zukommt. Paare, mit Kinderwunsch, sollten Veränderungen lieben. Für Kinder gibt es nichts Schöneres als Neues zu entdecken und auszuprobieren. Schon Babys langweilen sich, wenn nichts passiert und sich niemand mit ihnen beschäftigt. Wenn das zu lange dauert, verschaffen sie sich einfach lauthals Gehör, bis Mama und Papa aktiv werden.
Was ist also zwischen Kind sein und Erwachsenenleben passiert? Wie kommt es, dass manch einem der Wind der Veränderung nicht behagt, wo das doch die einzige Konstante zu sein scheint? Selbst unsere Zahnpasta-Tube verformen wir jeden Tag neu und anders. Haustiere, sofern jemand welche hat, pinkeln selten auf die gleiche Stelle und wenn doch, bewegen sie sich dabei, vielleicht auch nur in Nuancen, anders. Auch Socken, die wir abends beiläufig in die Ecke werfen, landen dort immer wieder anders. Diese Beispielkette ließe sich endlos fortsetzen. Es sind Alltäglichkeiten, Winzigkeiten, die wir mitunter kaum oder gar nicht wahrnehmen und doch sind sie da.

Fang Du erstmal an, dann…

Nun mag so manch ein Veränderungsmuffel sagen: „Gut, damit das in unserer Familie, unserer Beziehung besser klappt, verhaltet Euch/verhalte dich erstmal so, wie ich das gut finde, was immer das bedeuten mag, und dann mach ich auch mit.“ Prima Idee. Sie hat nur einen Haken: Wir können auf diesem Planeten nur einen einzigen Menschen verändern, und diese Person sind wir selbst. Wer dies verstanden hat, ist nicht länger Opfer irgendwelcher Umstände, sondern dem verschafft diese Erkenntnis eine enorme Macht. Denn ob eine Sache gut oder schlecht ist, entscheidet jeder für sich. Und wer sich doch mal von jemandem ärgern lässt, der könnte sich die einfache Frage stellen, welche positive Absicht liegt im Verhalten des Anderen. Vielleicht möchte der Andere lediglich beachtet, geschätzt, in Ruhe gelassen, getröstet werden. Was auch immer es ist, gilt es herauszufinden. Fragen Sie z. B. einfach nach. „Was willst du, wollt ihr in diesem Moment wirklich von mir?“ Vielleicht gelangen Sie und ihr Gegenüber zu ganz neuen Sichtweisen und lernen den Anderen besser zu verstehen.

Don't worry, be happy
gemalt von meinem Sohn im 3. Schuljahr


Wer der Meinung ist die Partnerin, der Partner sollen sich erst einmal liebevoller verhalten, ist gut beraten sich selber aufmerksamer und zuvorkommender zu verhalten. Wer der Meinung ist, jemand anderer sollte den ersten Schritt machen, könnte sich z. B. selbst fragen, in welchen Situationen sie oder er vielleicht auch nicht aus dem Quark gekommen ist und ändern zunächst das eigene Verhalten. Wenn all das nicht hilft, dann gilt es vielleicht generell eine ganz neue Entscheidung zu treffen.

Wir sind mit allem verbunden

Sie glauben nicht, dass das funktioniert. Dann beobachten Sie mal was passiert, wenn Sie an einem Mobile ziehen. Sie werden sehen, dass alle Teile sich bewegen. Da wir Menschen in sozialen Systemen leben, lässt sich ähnliches auch bei uns beobachten. Menschen reagieren auf unser Verhalten und somit werden sie sich früher oder später mit verändern. Wer positive Gedanken pflegt, sich höflich verhält und gute Gefühle verbreitet, wird nach dem Gesetzt der Anziehung mehr von dem erhalten, was er oder sie zuvor ausgesandt hat, nach dem Motto: „Je besser es wird, umso besser wird es.“

Impuls für die Woche

Von welchen guten Gefühlen und positiven Bildern wollen Sie mehr haben. Welche Feedbacks wollen Sie hören und in welchen Situationen können Sie selber dieses Verhalten bereits jetzt Ihren Mitmenschen zeigen?

Ihnen eine schöne Woche
Herzliche Grüße

M. Riege-Schmickler